VI. FORCE ATTACK-FESTIVAL, Behnkenhagen, 27.-29.07.2002

Das insgesamt sechste und für uns bereits vierte Force Attack-Festival in Folge nahmen wir wieder mal zum Anlass - neben den fünf, sechs sehenswerten Bands - der schönen Ostsee und dem kühlenden Meerwasser einen Besuch abzustatten, viele alte Bekannte zu treffen, neue Leute kennen zu lernen und dabei, wie bspw. letztes Jahr, an perfektes Wetter und den Sonnengott zu glauben. Letzteres konnten wir uns erstmal auf der Autobahn ab Berlin abschminken - Sprühregen umhüllte eine düstere Szenerie; glücklicherweise änderte sich das bereits gegen Abend des Ersten der ingesamt drei Festivaltage. In Behnkenhagen (ca. 20 km östlich von Rostock) angekommen, die obligatorische Bullenkontrolle, welche für uns relativ glimpflich ablief, d.h. das Gepäck wurde nicht durchwühlt, demzufolge war von reiner Schikane nichts zu spüren. Staunend und ungläubig betrachtete mich ein Bulle beim Biertrinken und im selben Moment, als ich imaginär die Frage nach seiner sexuellen Neigung stellen wollte, fragte er verdutzt, warum ich angesichts dieses Festivals alkoholfreies Bier (!) trinke und mein Rückbanknachbar Radler. Vedutzt blickten wir uns an und mussten spontan loslachen. Gibt also echt noch okaye Bullen, die Taktik wird sich dann hoffentlich auch nächstes Jahr bewähren. Am Einlass wurden flink die 30 Euro berappt & durch tiefen Matsch suchten wir uns schnellstens eine passende Stelle für unsere Zelt, denn es war mittlerweile schon recht spät geworden. Verpasst hatten wir mit "Schlepphoden", "OB", "The Creetins", "Hammerhai" und den "Jesus Skins" bis dato nicht unbedingt die Knaller des Festivals, einzig und allein die Skapolitpunks "No Respect" hätte ich gern gesehen. Pünktlich zum ersten Highlight des Festivals betraten wir das Gelände, denn "Rawside" hatten sich auf der Hauptbühne positioniert. Was habe ich diese Band auf Platte stundenlang abgefeiert, "Rawside" sind sozusagen die Idole von Früher, meine persönlichen "Slime" der Neunziger. Leider kam ich nie in den Genuß, die Politpunks mal live zu erleben, was sich hiermit nun ändern sollte. Noch kurz ein Bier geholt & schon erklangen die ersten Töne und

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V. ÚJ HULLÁM - FESTIVAL, Györ (Ungarn), 26.-29.06.2002

Festivalgelaende

Das von den sympathischen Ungarn "Aurora" organisierte Festival fand in diesem Jahr zum fünften und für mich zum ersten Mal statt. Lustige Geschichten & Anekdoten, Saufstories etc. hatte ich schon viele gehört & das wollte ich mir diesjährig natürlich nicht entgehen lassen. Beginnen wir aber mit der Vorgeschichte: Am Sonntag, den 24.06. wollte ich eigentlich ins AZ Conni zu den österreichischen Punkbands "Deadzibel" & "Surfing Taalibans", stellte dort aber vor verschlossener Türe fest, dass dieses Konzert wohl ausfallen würde und machte mich, eher zufällig, mit dem auf der Strasse getroffenen André Richtung Neustadt, um noch ein, zwei Bier zu trinken. Anschliessend verschlug es mich noch zum Micha, und letztendlich landeten wir gemeinsam mit Jakob vor der Dresdner Scheune. Nach interessanten Gesprächen über die Gründung der seit Jahren geplanten Band (man blieb wie immer beim Bandnamen hängen.....) und über die Fussball-WM gesellte sich gegen 2 Uhr Maik zu uns, der uns mitteilte, dass er per Fernbus über Wien nach Györ zum "Új Hullám"-Festival fahren würde, weil ihn die anderen Dresdner, die per Auto fahren wollten, schlichtweg ignoriert hatten. Natürlich suchte er noch Mitstreiter, die mit ihm mitfahren würden, stoss aber bei einem Fahrpreis von 68 Euro auf allgemeine Ablehnung. Ich überlegte zu kurz, liess es aber für den Moment dabei.

Erst als ich gegen 3:30 Uhr zu Hause einfiel und mehr oder weniger gelangweilt im Internet stöberte, entdeckte ich, dass "Rasta Knast" & "Agrotóxico" auch spielen würden, was für mich just in jenem Moment der ausschlaggebende Fakt war, mitzufahren. Seit über 2 Jahren habe ich die Knasties nicht live gesehen, so dass ich mir diese Chance nie und nimmer entgehen lassen wollte/konnte. Am nächsten Morgen alles klar gemacht, ging es am Mittwoch Abend zum Maik, wo ich noch die ehrenvolle Aufgabe hatte, ihm die Haare zu stylen. Um 23:15 waren wir dann Bahnhof, lösten unsere Bustickets & es wurde mit dem ersten Pils auf die Fahrt und die kommenden vier Tage angestossen. Ca. 4:30 erreichten wir die tschechisch-österreichische Grenze und im toten Land kehrten wir in einem auf riesige Burganlage gebauten Komplex namens "Excalibur" ein, wo wir uns mit leckeren Süssigkeiten und dem obligatorischen Heineken eindeckten. Ich frage mich ernsthaft, was mit diesen pompösen Bauten geschehen soll, wenn Tschechien in die EU eingegliedert wird. Soll aber im Endeffekt nicht meine Sorge sein, Merlin wird's schon richten ... Mittlerweile dämmerte es auch bereits und so erreichten wir überpünktlich um 6:15 den Wiener Bahnhof-Mitte. Per U-Bahn ging's zum Westbahnhof, wo um 10:20 unser Zug nach Györ gehen würde. Gepäck weggeschlossen, besorgten wir uns erstmal etwas Essbares, schlenderten ein wenig um den Bahnhof herum und landeten schliesslich in einem Wiener Café mit sehr freundlicher Bedienung (geklautes Zitat v. Tom Tonk: "Faule Kuhfotze"). Nach einem Mokka und 0,5 Liter Ottakringer Pils liefen wir weiter zum Interspar, in welchem ich Trinkbares einkaufte, während Maik ausserhalb des Ladens eine ruhige Ecke zum Kotzen gesucht & gefunden hatte. 10:20 fuhr unser Zug ab, den wir auch problemlos erreichten, jedoch war weit und breit kein Punkergesocks zu sichten. An der Grenze die wohl übliche Schikane der ungarischen Zoller, bei der alle Klamotten durchwühlt wurden. Zudem saß im Zug ein etwas penetranter Österreicher, der uns gnadenlos Gespräche aufdrückte, die uns nicht im Geringsten interessierten. Egal, mit 1/2-stündiger Verspätung trafen wir am Bahnhof in Györ ein, wo wir uns erstmal ein leckeres Holsten genehmigten. Vorm Bahnhof hatte sich bereits eine beachtliche Meute formiert, die sich natürlich auch irgendwann gen Festival aufraffen würde, wie wir zumindest hofften, da wir natürlich absolut keinen Plan hatten, wie wir zum Gelände kommen sollten. Dem war natürlich nicht so und deshalb quetschten wir uns mit einigen anderen Bunthaarigen in einen völlig überfüllten Ikarus-Linienbus und fuhren mit diesem unter staunenden Blicken vieler Bewohner Györs, die sich an Fenstern oder auf Bürgersteigen formiert hatten, zum Stadtrand.

Nach 5 km Fußmarsch in brütender Hitze erreichten wir endlich das Gelände, bezahlten die 22 Euro Festivalobulus und suchten uns sogleich ein relativ schattiges Plätzchen, wo ihr Maiks geniales, in 3 Handgriffen aufzubauendes Zelt postierten. Nach Überblicken des schön an einem Flüsschen gelegenen Festivalgeländes (welches normalerweise ein Autokino ist oder eher war ...) mitsamt der Fress- und Trinkgelegenheiten - 0,4 l Bier für 180 Forint, was umgerechnet knapp 80 Cent sind. Die erste Band waren die "Beezy Bastards" aus Deutschland, nie zuvor gehört, überzeugten sie mich mit flotten Deutschpunk, einem guten Sänger und einer lustigen Coverversion von Markus' "Ich will Spass". Guter Festivalauftakt. Anschliessend legte ich mich erstmal ein paar Minuten zur Ruhe, während Maik bereits dem Bier fröhnte. Deshalb verpasste ich wohl die zwei ungarischen Bands "Hatóságilag tilos" und "Pedros Amigos" und erschien erst wieder bei den bayrischen "Speichelbroiss" auf der Bildfläche, die mich sogar ein wenig mit melodischen Deutschpunk der besseren Sorte überraschten, im Gegenteil zum Dresdner Gig vor geraumer Zeit. Im Anschluss spielten die Amis "Leon Czolgosz", die ich erst kürzlich in der Chemiefabrik Dresden für astrein und sehr hörenswert befunden hatte. Auch an diesem Tag - trotz des geringen Zuschauerinteresses - überzeugten sie mit stilsicheren Anarchopunk & kritischen Texten, wobei mich Sänger & Band irgendwie an "Dead Kennedys" erinnerte. Schlau wie ich war, hatte ich mir in Wien eine Schokolade gekauft, diese angebissen in meine Hosenseittasche gesteckt, in welche ich just in diesem Moment, eher zufälligerweise griff. Kotähnliche Flüssigkeit formte sich um meine Hand und ich hatte die Lacher im Festivalzelt auf meiner Seite. Nungut, "N.V.U.", die tschechische Punkband schlechthin, legte einen soliden Auftritt im Stile englischer Punkbands wie Exploited & Konsorten hin und konnte mich auch ganz gut begeistern. Anschliessend machte sich die Schlaflosigkeit bemerkbar und ich legte mich, entgegen meines eigentlich Willens erschöpft ins Zelt. Irgendwann gegen 2:00 bin ich nochmal aufgewacht und bekam aus der Ferne der Nacht just die letzten beiden Stücke ("14 until i die" und das "Posion Idea"-Cover "Plastic Bomb") der Bonner HC-Band "Radioactive Toys" mit, die ich mir gern angeschaut hätte, doch die Strapazen des Tages hinderten mich letztendlich daran.

Am nächsten Tag um 10:00 aufgestanden, machte ich mich erstmal zum Morgenspaziergang auf, stolperte auf dem Weg zum Waschhäuschen über die ein oder andere Bierleiche vom Vortag und amüsierte mich kopfschüttelnd über die bereits schon wieder saufende Dresdner Meute. Danach machte ich mich in das Dörfchen in der Nähe des Geländes auf, in welchem ich einen Supermarkt oder zumindest einen kleinen Emma-Laden erhoffte, wo ich mir Nahrhaftes & vor allem kaufen wollte. Natürlich war in dem Dorf ausser staubigen Wegen & heruntergekommenen Hütten überhaupt nichts dergleichen (auf)findbar und so schleifte ich meinen entwässerten Körper in der mörderischer Mittagssonne Richtung eines nahegelegenen Campingplatz, wo ich eine Einkaufsmöglichkeit vermutete, aber natürlich ebenso herb enttäuscht wurde. Im platzeigenen Swimmingpool liessen es sich die "Revolvers" gutgehen und schlussendlich lief ich auf das Gelände zurück, da es bereits ein wenig tröpfelte. Im Zelt hatte sich Maik breitgemacht und einen vollen Bierbecher umgeworfen, anschliessend versucht, die entstandene Pfütze mit meinem Pullover zu beseitigen und im Endeffekt ermüdungsbedingt eingepennt. Egal, es begann zu regnen, ich wischte die Sauerei notdürftig weg, und legte mich ebenfalls lang. Nach ein paar Minuten begann es richtig zu regnen. Maik hätte mir vielleicht mitteilen können, dass sein Zelt nicht wasserdicht ist, was ich nach einiger Zeit selbst feststellen konnte. Das Zelt war nach einer Stunde Dauerregen durchgeweicht und es bildeten sich erneut unangenehme Wasserpfützen. Nach 2 Stunden hatte ich auch keine Lust mehr, alles zu verpennen und ging zum Festivalzelt, wo ich mir erstmal ein/zwei Bier genehmigte. "A Brigàd" und "Semmi Komoly" aus Ungarn hatten wohl schon gespielt, während dessen "Tragic Vision" aus Deutschland gerade mit Spielen begannen. Sehr langsamer Emo-Pop/Punk mit wenig Gesang, was auch die letzten besoffenen Punks abkacken liess. Wirklich etwas zu lahmarschig, wobei ich das Ganze nicht unbedingt schlecht fand, mit tragischer Vision aber eher unangebracht bei solch einem Festival. Danach dann die "Kafkas", die sofort mit betroffenen Texten und ebensolchen Ansagen nervten, finsterste Zukunftsvisionen malten und im Endeffekt ziemlich anödeten. Ich habe überhaupt nichts gegen Vegetarier, Umweltschützer, Antifaschisten und Menschenrechtsaktivisten, aber man kann es in dieser Art und Weise wirklich übertreiben. Der Sänger sollte sich vielleicht mal in psychatrische Behandlung begeben, um seine Antipathien gebenüber Alle(s) und Jede(n) zu bremsen. Musikalisch grob in Richtung "Boxhamsters", "Tagtraum" und Konsorten gehend okay, ansonsten sehr nervend. Ich war echt bedient. "CanittrashCan" aus Österreich verpasste ich dann, die ungarische Skaband "Macskamadrág" fiel wohl irgendwie aus, so dass als nächstes die "Revolvers" spielen sollten. Auf die 4 Burschen habe ich mich wirklich gefreut und ich wurde in keinster Weise enttäuscht. Aus den Boxen ertönte wunderbar schmierig-schmalziger Glam-Punk-Rock'n'Roll der sehr angenehmen Sorte, so wie ihn "American Heartbreak", "Colvins" und Kollegen kaum besser hinbekommen hätten. Kurzum: ich war begeistert. Erster Höhepunkt des Festivals. Auf der Bühne räkelte sich eine junge ungarische Dame, was den Jungens auf der Bühne sichtlich gefiel, ist ja schliesslich auch eine gewisse Form der Anerkennung. Irgendwie sickerte das Ergebnis der Türkei versus Südkorea durch, und ich dachte lachend an die Autokorsos unseren türkischen Freunde in Deutschland. Von "Konflikt", der wohl bekanntesten slowakischen Punkband, bekam ich noch einige Lieder mit, bis mich schliesslich der Heisshunger packte und ich mir eine Schüssel Bohneneintopf genehmigte. Sofort stürzten 3/4 ungarische Punks auf mich zu, die sofort was von der Suppe haben wollten, was doch etwas nervte. Überhaupt war diese Form des Schnorrens unter Gleichgesinnten etwas unpassend, auch wenn es einige Leute zwecks einem Schluck Bier oder einer Zigarette charmant versuchten. Zurück zum Eintopf: gut 3/4 der Schüssel hatte ich geschaftt, als ich auf etwas Härteres im unteren Teil der Schüssel stiess. Ich dachte an ein Stück Knochen, aber nichts da: im Eintopf lag ein komplett gerösteter, aber noch gut erhaltener und als solches erkennbarer Vogel (ich tippe ihm nachhinein auf einen Spatz oder Ähnliches...), dessen Anblick mir beinahe das Essen aufstossen liess. Glücklicherweise hatte ich bereits gute 7 oder 8 Bier getrunken, so dass mich diese Überraschung nicht wirklich schocken oder umhauen konnte. Besonders lecker war diese Zusammenkunft hingegen auch nicht gewesene ... nach einem Langos, der ungarischen Leibspeise aus gebackenen Teig, hatte sich diese Sache auch erledigt, so dass ich mich irgendwann später auch hinlegte.

Der nächste Morgen begann wie der selbige am vorherigen Tag, aufstehen, Spaziergang, ein wenig waschen & dem Versuch, den ekligen Mundgeruch unauffällig zu beseitigen. Die Dresdner waren schon wieder am Saufen, was mich nun nicht wirklich mehr schockierte und ich sinnierte ein gutes Stündchen im Schatten herum, bis irgendwann die ersten Bands ertönten, die ich mir teilweise auch anschaute: "Hátso Szándék" und "Illegality" waren okay, spielten angenehmen Punkrock und so war man bestens gerüstet, die ersten Biere hinterzuschütten. Während eines gemeinsamen Bieres mit Maik entdeckte ich auch Martin von Rasta Knast und dann war erstmal grosses Hallo angesagt. Die Brasilianer von "Agrotóxico" wunderten sich bereits über mein Rasta Knast-Tourshirt, welches nur einige Leute erhalten haben, und wurden aufgeklärt. Nach längeren & sehr netten Gesprächen mit Thomas & Florentin und entsprechenden Biergeschnorre brauchte ich erstmal feste Nahrung im Magen und Maik begleitete mich zum edlen Campingrestaurant, da auch er an Essen interessiert war. Dort eingekehrt, waren wir beiden nicht die unbedingt einzigen gesellschaftsunkonformen Gestalten, man sichtete u.a. Tom von "BILDungslücke" und wir bestellten sogleich gutes Essen für wenig Bares. Nach einem köstlichen Putenfilet liess ich mir das kühle Bier schmecken, während Maik es vorzog, seinen Kot von sich zu geben. Nach ca. einer Viertelstunde kehrte er strahlend im Hinblick auf seine gesteckten Ziel, nämlich "Fressen, Scheissen, Kotzen", zurück. Kranke (Punker)Welt ??!! Durch diesen Ausflug hatten wir "Lecsapunk" aus Ungarn und die deutschen "Halb9" verpasst, da ich aber beide bereits live erleben durfte, war dies auch kein Problem. Gegen 18:30 spielten "Poison Idols" aus Deutschland, ich vermute mal beim Anblick des Sängers, dass sie eine "Poison Idea"-Coverband waren, was ich aber nicht richtig nachvollziehen kann, da ich zu dieser Zeit anderweitig beschäftigt war. Und schlussendlich war es dann nach ewigen Soundcheck auch ca. 20:00 soweit: "Rasta Knast", live und in Farbe, ich noch einigermassen nüchtern (im Gegensatz zum letztjährigen Auftritt beim Force Attack, wo ich schon besoffen unter einem Merchandising-Tisch dahinsiechte, während "Rasta Knast" vom Mob abgefeiert wurden ....) und total aufgeregt. Los ging's mit "Das Ende der Welt" und von da an gab's bei uns kein Halten mehr. Glücklicherweise hatten sich auch noch mehr Leute eingefunden und die Knasties wurden bei Hits wie "Will haben", "Ost Berlin", "Nichts ist für die Ewigkeit" (mit Unterstützung von Hermann und Johnny) entsprechend abgefeiert. Bei "Reich geworden" stürmte die komplette Bande der Brasilianer die Bühne, sorgte für eine tolle Atmosphäre und bei Covern von "Schleim-Keim"s "Spitzel" und "Gerechtigkeit" von "Slime" kann man eine Band sowieso nur noch abfeiern. Ich war schwer begeistert und freute mich wie ein kleines Kind, endlich mal alle Hits in neuer Besetzung gesehen zu haben. Damit waren "Rasta Knast" natürlich unschlagbar die beste Band des Festivals. Von da an gab es kein Halten mehr, es wurde getrunken, gelacht, ein Ungar bot mir und Phill den ekligen Kräuterschnaps Unicum an, was wir wohlwollend ablehnten, dennoch kam er mit gut 0,1 Liter grossen Bechern von diesem Gesöff, was wir uns dann natürlich auch reinziehen mussten. Irgendwann in dieser Zeit muss ich dann meine Erinnerungen an diesen Abend verloren haben, da ich mich, nachdem die grossartigen "Aurora" aus Ungarn gespielt hatten, wirklich an nichts mehr erinnern kann. Weder wie ich ins Zelt gekommen bin noch an alles Andere. Kotzflecken konnte ich keine finden, und meine Hose sowie das Schuhwerk befand sich am nächsten Morgen noch an meinem ausgelaugten Körper. Deshalb kann ich leider auch nicht sagen, ob ich die sympathische deutsche Skapunkband "Los Nuevos Mutantes" und die brasilianische Hardcore-Kultband "Agrotóxico" noch live wahrgenommen habe. Irgendwie erschwischt es mich jedesmal am letzten Tag eines Festivals, äusserst merkwürdig ...

Am Sonntagmorgen gegen 9:00 wollte ich mich Waschen gehen, merkte jedoch, dass bereits Vieles abgebaut wurde bzw. bereits abgebaut war. Die Waschanlagen waren verschlossen und ich fühlte mich wie hingeschissen. Maik, Johnnny & Hermann machten Druck und so konnte ich auch Niemanden mehr verabschieden. Um 10:00 Uhr brachen wir mit Hermann's PKW gen Wien auf, um uns die Zugfahrt nach Wien zu sparen. In Györ machten wir nochmals in einem grossen Interspar-Supermarkt halt, wo wir uns noch mit Mineralwasser & einigen Snacks eindeckten, ich vor Übelkeit & Völlegefühl fast in die Regale reierte und wir ein wenig Bürgerschreck - vorm Supermarkt lümmelnd - spielten. Johnny & Hermann dann mit der Aktion des Tages - sie öffneten eine Dose Kaviar und verspeisten deren Inhalt auf einem 10 Cent-Brötchen. Wortlos und lachend hielten sich alle die Bäuche und die Dresdner setzten ihre Sauferei in Palettenform fort. Irgendwann verabschiedeten wir uns dann auch, fuhren problemlos über die Grenze mit sympathischen Zollbediensteten (Frage: "Punkfestival?") und erreichten gegen 13:30 Wien, wo wir uns nach Verabschiedung der Münchner, Richtung Bahnhof aufmachten, den wir auch eine Stunde später irgendwie erreichten. Dummerweise hatte ich noch mein gelbfarbenes Ekuador-Nationaltrikot vom Vorabend an, so dass ich von vielen Seiten mit Brasilien-Schlachtrufen bedacht wurde, zumal ich Brasilien nicht wirklich sehr verbunden bin. Nach dem Einschluss unserer Gepäckstücke und Begutachtung eines Ösifaschis suchten wir uns flott einen Fernseher im Bahnhof, wo wir noch die letzten 20 Minuten des Finales verfolgen und schlussendlich die Niederlage der Deutschen (trotz des Sieges der arroganten Brasilianer) feiern konnten. Danach war noch ein wenig Sightseeing angesagt, da wir noch gut 6 Stunden Zeit bis zur Abfahrt hatten. Maik schleppte mich erst zum geschlossenen EKH in Wien, danach liessen wir uns irgendwo an einem Russendenkmal nieder. Wiederum eine Stunde später hörten wir aus einer Seitenstrasse Sambaklänge und ein Siegeszug vieler Brasilianer & anderer Leute heglicher Coleur zog feiernd durch die Strassen Richtung der brasilianischen Botschaft, welchem wir uns natürlich spontan anschlossen. Irgendwann war auch dieses Spektakel beendet und wir bummelten dann noch die restliche Zeit in einem schönen Park liegend ab, bis wir schliesslich pünktlich 20:30 Uhr unseren Bus, welcher natürlich bis auf den letzten Platz gefüllt war, aufsuchten. Eine Reihe vor uns saß ein Balg, der unaufhörlich den gesamten Bus zusammenschrie, minutenlang, ankündigungslos, brutal, grausam & extrem laut. Da soll mal einer über 'nen grunzenden Crustsänger lästern ... Null Minuten Schlaf, zwei Aufenthalte in Tschechien und 7 Stunden verliessen wir am Dresdner Hauptbahnhof den Bus und gingen unterschiedliche Wege. Während Maik das Taxi aufsuchte, ich jedoch finanziell arg gebeutelt war, machte ich mich auf den Weg zur Bahn, die eine halbe Stunde später auch einfuhr. Zwei Haltestellen später bestiegen zwei unsägliche Prolls die Strassenbahn, laberten im besoffenen Kopf totale Scheisse und ich wusste - I'm back in Germany! 6:30 Uhr in der Früh lag ich nach der lebensnotwendigen Dusche endlich im Bett und schlummerte gute 10 Stunden lang.

Fazit: ein grossartiges Festival, welches mich nächstes Jahr mit Sicherheit wiedersehen wird. 5 Tage kein Unterhosen- und Sockenwechsel, Härtetest für Körperhygiene und Selbstbeherrschung. Knapp 40 Stunden in Bus, Bahn und Auto unterwegs, über 160 Euro verbraten ... Top-3 Bands: Rasta Knast -- The Revolvers -- Leon Czolgosz.

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